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Augsburg Journal / 29. April 2009

Hexenkunst vereitelt die Erfüllung der großen Liebe

Kammeroper Augsburger Ensemble zeigt Purcells "Dido und Aeneas" in Gersthofen

von Ulrich Ostermeir

Gersthofen Unsterblich und somit unantastbar sind große Frauengestalten wie Penelope, Isolde oder Dido erst in ihrem Liebestod. Ihr gebrochenes Herz lebt in der hohen Arienkunst der Oper weiter, wie jetzt Purcells "Dido und Aeneas" und Monteverdis Szene "Lamentatio d´Arianna" aufzeigten. Die Augsburger Kammeroper schulterte diesen Opernbarock und brachte ihn erst in Bobingen, nun in Gersthofen auf die Bühne - genauer - in die Kirche. "Maria, Königin des Friedens" erwies sich durchaus als stimmiger Aufführungsort, denn von "opera stagione" war keine Rede, der Akzent lag auf "Kammer". Klein also der Kreis der Ausführenden: Streichquartett und Cembalo gaben das Orchester, ein Dutzend Sänger bildete den Chor, kurz blitzte die Welt des Tanzes auf, unter den Solisten keine klangvollen Namen, sondern Sänger mit Leib und Seele. Erfüllt vom Idealismus der Ausführenden, begann Purcell in griechisch-humanistischem Bild nahezurücken, obgleich hier Regisseurin Andrea Berlet-Scherer mit begrenzten Mitteln arbeiten musste. Meisterwerk entfaltet durchaus Vielfalt Dennoch konnte dieses abwechslungsreiche Meisterwerk durchaus Vielfalt entfalten, die Handlung speist sich aus der Konstellation Rezitativ/Arie - Chor und Tanz und führte zu lyrischer Tiefe und zu breitem Chorspektrum.[...] Zwingend hellte sich im 1. Akt die Stimmung auf, Liebe bahnte sich an. Die heitere Edeldame Belinda (Cornelia Lindner) setzte in "Shake the cloud" optimistische Sopran-Impulse, vom Chor sogleich bekräftigt. Dido (Claudia Fischer-Zott) sang sich in "Ah, Belinda" den Kummer von der Seele, dann lenkte Purcells Rezitativkunst zwischen Belinda und Dido das Geschehen auf Aeneas: Gerhard Werlitz artikulierte ein klangschönes Englisch und gewann große Präsenz gegenüber der Damenwelt. [...] Hexen künden von Didos Ende Die Überblendung zur Jagdszene, die Ritornelle, die hymnische Naturfreude (Belinda und Chor), Aeneas im Jagdglück, die Laut- und Klangmalerei des aufziehenden Unwetters - all dies verfehlte seine Wirkung nicht. Aeneas, vom Geist arglistig getäuscht, ist nun bereit, Dido zu verlassen. Schon zogen die Schiffe und Seeleute auf, Oliver Scherer als erster Seemann hieß die Segel hissen. Die Hexen mischten sich darunter und kündeten unheilschwanger von Didos Ende. Den Abschied zwischen Dido und Aeneas gestalteten Fischer-Zott und Werlitz heftig-erregt, ehe der Chor in dem fein timbrierten "Great mind-Satz" das Fatum besiegelte.[...] Verzweiflung, Klage und Auflehnung Ähnlich das Bild in Purcells einleitendem "Prolog der Götter", nachhaltiger Monteverdis "Lamento´d Arianna", Andrea Berlets Sopran ging in diesem Psychogramm zwischen Verzweiflung, Klage und Auflehnung auf, von Svenya Höhle und Abel Cruz dos Santos in Tanz umgesetzt. Eng hier der Lamento-Schulterschluss zwischen Monteverdi und Purcell.