Am ersten Adventssonntag präsentierte die Kammeroper Augsburg im ausverkauften
Augustanasaal die Oper Hänsel und Gretel von Engelbert Humperdinck.
Die Veranstaltung ist speziell auf die Interessen und Bedürfnisse von Kindern ausgerichtet:
Eine leicht gekürzte Fassung, bunte Kostüme und Sitzplätze für die Kleinen direkt vor der
Bühne, oft mitten im Geschehen. Die Kinder freuten sich an den bekannten Märchenfiguren,
die Erwachsenen an der Inszenierung (Andrea Berlet-Scherer) und den Sängern.
Besonders hervorzuheben ist die Mutter, Kerstin Descher, deren dramatischer Mezzosopran
und starke Bühnenpräsenz ja auch die Besucher des Stadttheaters regelmäßig zu standing
ovations hinreißen. Markus Straub mit seiner Darstellung des Vaters ist eine perfekte
Ergänzung, stimmlich wie schauspielerisch geben die beiden ein überzeugendes Paar ab.
Auch die beiden Hauptfiguren Hänsel (Carola Bach) und Gretel (Constanze Friederich-Siegel)
harmonieren außerordentlich gut. Wunderhübsch anzusehen und zu hören ist ihr Duett
"Brüderchen, komm tanz' mit mir", der "Abendsegen" lässt sogar die kleinen Zuhörer
andächtig schauen. Beide Sängerinnen schaffen die schwierige Aufgabe mit Bravour, kindlich
und verspielt zu wirken, obwohl die jeweiligen Partien außerordentlich schwer umzusetzen sind.
Ein Höhepunkt des Stücks ist der Tanz der Hexen (Choreographie von Svenya Höhle).
Abel Cruz dos Santos, der begnadete Tänzer des Stadttheaters, wirbelt mit vier
vielversprechenden Ballettelevinnen (Julia Zinke, Cynthia Wojtas, Denise Gruber,
Celina Wieland) über die Bühne und verzaubert die Zuschauer mit starken Bewegungen und
ausdrucksvoller Mimik. Die Seite der guten Mächte wird vertreten von Sandmännchen
(Andrea Zimmermann) und Taumännchen (Constanze von Kotzebue), die mit
putzigen Kostümen und lyrischem Sopran Hänsel und Gretel beistehen.
Mit zarten Stimmen gesungen
Ein netter Einfall der Regie ist es, den Abendsegen nach der Pause zu wiederholen,
mit zarten Stimmen gesungen von einer Spiegelbesetzung, einem Mini-Hänsel und einer
Mini-Gretel (Max und Ethel Angeles-Dominguez). Doch dann bricht ein Wirbelsturm auf
der Bühne los: Andrea Berlet als Knusperhexe! Stimmgewaltig jauchzt, flötet, kichert
und krächzt die Hexe, tanzt mit dem Besen durch den Saal und wirbelt ihren Mantel herum.
Und zwar mit einer Verve, die vergessen läßt, wie anspruchsvoll diese Rolle
vom Komponisten Engelbert Humperdinck angelegt wurde. Berlet beweist wieder einmal,
wie vielseitig ihre Stimme und ihr Schauspieltalent sind.
Hier wird auch der ganze Umfang des virtuosen Klavierspiels von Martin Unterholzner
besonders hörbar. Der Pianist mit dem absoluten Gehör fördert die Sänger und fordert
sie zugleich zu immer neuen Höhepunkten heraus. Unterstützt werden dabei alle von der
Dirigentin Maria Bidell, die zusammen mit Unterholzner als ?Humperdinck und seine
Schwester Adelheid Wette? sogar noch eine kleine schauspielerische Rahmenhandlung bietet.
Kein Wunder, dass der Schlussapplaus kein Ende nimmt, alle Darsteller und
die Zuschauerkinder tanzen noch einmal gemeinsam und dann gibt es für
jeden kleinen Gast einen Lebkuchen von der nun doch sehr netten Hexe.
Wer dies alles einmal live miterleben möchte: Am 13.12. und 20.12. finden weitere
Vorstellungen statt, jeweils um 15 Uhr im Augustanasaal (Annahof 4, Augsburg).
Alle Kinder können als Waldtiere, Hänsel, Gretel oder Hexen verkleidet
zur Veranstaltung kommen und sollten ein Sitzkissen mitbringen.
Karten erhalten Sie beim AZ Kartenservice, bei Musik Müller, im Internet unter
http://www.Kammeroper-Augsburg.de sowie ab 14 Uhr an der Tageskasse. Die Kammeroper
unterstützt als gemeinnütziger Verein mit den Einnahmen auch diesmal
wieder Projekte der Kinderklinik Augsburg.