Eifersucht, Liebe und Hass sind die Themen der "Sizilianischen Bauernehre" von Pietro Mascagni. 1890 wurde seine "Cavalleria Rusticana" uraufgeführt, am Wochenende wurde sie von der Kammeroper Augsburg als Freiluftinszenierung im Annahof gespielt.
Die Piazza und beide Häuser ergaben eine perfekte Kulisse für die dörfliche Vendetta-Katastrophe. Sogar das Anna-Café-Personal spielte als Statisten mit und erhielt zum Schluss Sonderapplaus. Auch die übrigen Darsteller bekamen verdient starken Beifall, allen voran Ji-Woon Kim als in Lola (Anneken Hasche) verliebter Turiddu.
Der Solist des Stadttheaters begeisterte mit tenoralen Höhenflügen, stimmschöner Klangfülle, satten Belcanto-Linien gerade beim Abschied von der Mutter (Anja Schlosser), die später ihren toten Sohn in der Annakirche beweinen sollte: Da die Beziehung zwischen beiden in der Oper eine eine große Rolle und das Drama am Ostermorgen spielte, war es sinnvoll, ein "Stabat Mater" als Totenmesse anzuschließen, auch wenn das die Gesamtdauer dadurch auf fast drei Stunden streckte.
Beide Produktionen geprägt vom Realistischen
Die [Regisseurin ... ließ] dem Trauerzug in der Kirche aus Priester, Solisten, Collegium St. Moritz und Dirigent Stefan Saule einen Sarg vorantragen. Das Realistische, gebildet aus historischen, zeitlosen oder gegenwärtigen Kleidern (Inszenierung, Bühnenbild, Kostüme: Andrea [Berlet...], die auch in der Hauptpartie als Santuzza brillierte), war für beide Produktionen prägend.
Gespielt wurde Rossinis "Stabat Mater", das in Mozartrequiem-Tradition begann und schnell zur symphatisch-opernhaften Theatralik à la Rossini ausuferte. Die Solisten stammten, wie in der Oper, aus der Solisten- und Chorriege des Theaters oder, wie Bariton Torsten Frisch, der auch Mascagnis Alfio gab, vom Gärtnerplatz.
Oliver Scherer meisterte im besten Sinne Rossinis schwere, hohe Tenorpartie, Kerstin Descher mit ihrem üppigen, lyrischen Alt die Mezzo-Stimme, Katerina Sokolova-Rauer mit gebündelt schallendem, auch im Leisen strahlenden Gesang den Sopran. Dazu spielten die "Augsburger Symphoniker" unter der Leitung von Klaus Straube zuverlässig, für die Freiluft-Umstände bewundernswert präzise und farbig […] Es sang [das Collegium St. Moritz und] der Kammerchor der Kammeroper.
Der zweiteilige Abend, die Kombination beider Werke und die Aufführung der Musik waren sehr gelungen. Eine Meisterleistung, Hut ab!